13. April 2009

Wie ein...

Wie ein...


Ich sitze in unserem Garten, an einem schönen Frühlingstag. Die Sonne scheint zwar noch schwach, doch sie wärmt mich schon etwas. Unsere Kirsch- und Apfelbäume bekommen schon Blüten und die ersten Blumen strecken ihre Köpfchen aus der Erde.
Im Baum sitzt ein Vogel und singt ein Lied. Es hört sich sehr schön an und scheint zum Wetter zu passen.
Ich starre diesen kleinen braun gefiederten Vogel an und überlege, wie schön es sein muss ein Vogel zu sein.

Frei wie ein Vogel...
fliegen können, wann und wohin ich will. Ich wäre nicht an Grenzen und Zwänge gebunden und könnte mich einfach frei fühlen.
Ich könnte gemeinsam fliegen oder auch allein und auch ganz wichtig, ich könnte fliegen lassen.

Nun überlegte ich, welche Eigenschaften andere Tiere wohl haben mögen.

Als erstes fällt mir der Löwe ein. Der König der Tiere, wie man ihn auch nennt. Man sagt ihm nach, dass er mächtig sei.
Etwas Macht haben, nicht immer der unterdrückte sein, sondern auch mal etwas anordnen können. Halt Macht haben, das wäre schon gut.

Daraufhin fällt mir eine Schlange ein. So schlängeln wie sie, das wäre auch von Vorteil. Sich dadurch aus gefährlichen und unangenehmen Situationen rauswinden können. Außerdem sehen Schlangen auch manchmal gefährlich aus, wenn sie es wollen. Schlangen haben echt gute Eigenschaften.

Auf einmal kommt meine kleine Schwester, sie ist 12, angelaufen und reist mich aus meinen Gedanken.
"Sie mal, wir haben jetzt in der Schule ein Projekt mit Stabheuschrecken. Nun schau doch mal!"
Ich blicke in das Therarium, doch alles was ich entdecken kann sind nur Äste. Kleine Äste, sonst nichts.
Ich sage ihr, dass ich nichts entdecken kann, dann zieht sie den Deckel ab und hebt eine heraus.
"Hier! Schau genau hin!"
Jetzt sehe ich, dass es kein Stück Stock sondern ein Tier, eben eine Stabheuschrecke ist. Das erstaunt mich und ich denke mir nur, wie anpassungsfähig diese kleinen Tierchen doch sind. Mit diesem Gedanken lasse ich sie mit den Heuschrecken allein.
Auf meinem Rückweg in den Garten überlege ich, welches Tier sich auch noch anpassen kann und verstecken kann.
Meine Gedanken schweifen zu einem Chamäleon. Das Chamäleon kann sich doch auch an seine Umwelt anpassen. Das wäre doch mal was...
Sich seiner Umgebung anpassen können, nicht immer in der Masse auffallen.
Aber komplett würde ich das auch nicht wollen, denke ich. Lieber wenn es notwendig ist, nicht pauschal.

Und wenn ich so klein wie eine Maus wäre, dann könnte ich mich auch verstecken wenn ich unsicher bin, einfach verschwinden wenn es bedrohlich für mich wird.

Aber ich möchte auch so groß sein wie ein Elefant.
Ein großer, grauer Elefant mit einem Rüssel und der dicken Haut. Hinter meiner Größe könntest du dich verstecken, wenn du es möchtest und mit meiner dicken Haut würde ich alles unangenehme von uns abhalten, von mir und von dir.
Außerdem sagt man, dass sie ein hervorragendes Gedächtnis haben, diese Elefanten. Dann würde ich nichts mehr vergessen und könnte niemanden mehr enttäuschen. Aber ob nichts mehr vergessen so gut wäre...

Schon hast du dich in meine Gedanken eingeschlichen, du wunderschönes Wesen.
Eingeschlichen, einfach so. Ohne mich zu fragen, an diesem schönen Frühlingstag.
Ich würde das gerne verdrängen, nicht weil ich dich nicht mag, sondern eher wegen unseres Streits am gestrigen Abend.
Ich bekomme dich nicht aus meinen Gedanken und versuche es weiter mit den Eigenschaften der Tiere.
Welches Tier ist denn geheimnisvoll?

Vielleicht ein Skarabäus?
Ich weiß nicht viel über dieses Tier, eigentlich gar nichts. Macht das dieses Tier so geheimnisvoll? Ich glaube schon.
Manchmal so geheimnisvoll sein wie ein Skarabäus, es sollte nicht immer alles von einem bekannt sein.
Außerdem würde mir mal gesagt, dass geheimnisvoll sein interessant macht. Dein Interesse an mir wecken, mich interessant machen.

Oder ich könnte so stark wie ein Bär sein. Dann könnte ich auf dich aufpassen und dich vor allem beschützen. Bären sind doch groß und stark und eindrucksvoll...
Und bestimmt auch manchmal kuschelig.
Mit dir kuscheln...

Vielleicht würdest du mich auch mehr beachten, wenn ich so schön wie ein Pfau wäre.
Deine Aufmerksamkeit auf mich ziehen, dir gefallen und vielleicht würdest du dich mit mir in der Öffentlichkeit sehen lassen wollen. Und wenn mich dann auch noch andere Menschen ansehen, dann bist du vielleicht sogar ein bisschen Stolz auf mich.

Aber Aussehen ist ja auch nicht alles. Intelligenz ist wichtig, hast du zu mir gesagt, als wir über das Thema Partnerschaften sprachen.
Möglicherweise wäre hier der Fuchs genau das richtige Tier. Füchse sind schlau, dass habe ich schon früher in den Fabeln in der Schule gelernt. Wenn ich so schlau wäre, dann könntest du mit mir überall hingehen und würdest dich nicht über mangelndes Wissen meinerseits beklagen.

Habe ich schon gesagt, dass ich dich nicht aus meine Kopf bekomme?

Ich schaue zum Himmel. Außer diesem strahlenden blau, welches nur durch ein paar weiße Schäfchenwolken unterbrochen wird, sehe ich noch einen weiteren Vogel.
Er kreist am Himmel, so wie meine Gedanken um dich kreisen.
Das es kein normaler Singvogel ist, dass sehe ich sofort. Nun steht er quasi in der Luft.
Ich bin sehr beeindruckt davon. Es muss irgend ein Raubvogel sein.
Der Adler zum Beispiel, hat sehr gute Augen um seine Beute aus weiter Entfernung sehen zu können um dann Blitzschnell zuzugreifen.
Ich möchte dich nicht mit einer Beute vergleichen, doch wenn ich so gut sehen könnte, würde ich dich immer anschauen können, auch wenn ich nicht direkt in deiner Nähe bin.
Deine ganze Schönheit immer betrachten zu können wäre wunderschön.
Außerdem könnte ich so auch wieder Gefahren erkennen und sie auch Blitzschnell abwenden, bevor sie dich erreichen.
Zusätzlich könnte ich dich sehen ohne mich zu übersehen, was in letzter Zeit ziemlich oft vorkam.

Wenn ich dann noch gut hören könnte, wie ein Luchs, dann könnte ich deine Wünsche hören, auch wenn du sie noch so leise aussprichst.
Ich könnte mich um dich kümmern und dich umsorgen, wenn du es brauchst, ohne dich zu nerven.
Aber das aller schönste daran wäre, dass ich immer dein Lachen hören könnte. Das hört sich so wunderschön natürlich an, die schönste Musik die es gibt, für mich jedenfalls.

Plötzlich ist es so, als würde ich dein Lachen tatsächlich hören können. Doch irgend etwas ist merkwürdig. Dein mir so wohlbekanntes Lachen verändert sich zu einem Summen. "Woher kommt dieses Summen", frage ich mich und schaue auf.
Eine kleine Biene fliegt vor mir hin und her.
Was sie wohl tut?
Es gibt da auch so ein Sprichwort: Fleißig sein wie eine Biene.
Bienen bauen an ihrem Stock und das unermüdlich, damit alles gut ist. Sie stellen ständig Honig her. Wenn ich doch nur auch so an einer Zukunft mit dir bauen könnte.
Eine gemeinsame Zukunft, in der jeder von uns einen Platz hätte und glücklich werden könnte.
Das wäre mein größter Wunsch, der sich damit erfüllen würde...

Doch ich habe nicht die Eigenschaften eines Elefanten, Fuchs, Pfaus, Löwen, Skarabäus, Vogels, Luchs, Chamäleons, Bär oder Adler und auch nicht die einer Schlange, Maus,Biene oder Stabheuschrecke.
Aber auch ich, als ganz gewöhnlicher Mensch habe welche, die vielleicht auch liebenswert und gut sind.
Ich würde mir auch nur wünschen, dass sie dir vielleicht einmal auffallen werden und du erkennst, dass ich genau deswegen und vielleicht auch wegen meiner "Fehler" liebenswert bin.

Bis zu diesem Tag, werde ich weiter von unserer Zukunft träumen.

Doch eins interessiert mich noch...
Welche Eigenschaften hättest du denn gerne?



Anmerkung: Die Länge der Passage eines Tieres ist nicht der Bedeutung entsprechend, denn ich messe keinem Tier eine besonderere Bedeutung zu als einem anderen.

noch eine Anmerkung: Meine Texte können sich mit meinen Eindrücken, Einstellungen, Empfindungen und Wüschen decken, müssen das aber nicht. Manche auf dieser Seite tun das sicherlich, andere eher weniger. Manchmal kann ich mich auch einfach in Situationen reindenken.

Verfasst: 1.04.2009